Ein Leben als Stadttaube
Das Leben von Stadttauben lässt sich kurz und prägnant als
äußerst entbehrungsreich beschreiben.
Was hinter diesen beiden recht nüchternen Wörtern steckt, lesen
Sie im Folgenden:
Als gestrandete Brief-, Zucht- und Hochzeitstauben und deren
Nachkommen handelt es sich bei Stadttauben um verwilderte
Haustiere. Im Heimatschlag wurden die Tiere vom Menschen
komplett versorgt, nun von jetzt auf gleich sind sie völlig auf
sich allein gestellt.
Als reine Körnerfresser finden sie in der Stadt keine
artgerechte Nahrung. Die Tiere laufen täglich viele Kilometer um
etwas Essbares zu finden. Das sind alte Brötchen, Pommes,
menschliches Erbrochenes – nichts davon ist gesund und führt zum
sog. Hungerkot, d.h. Durchfall, der durch diese Fehlernährung
bedingt ist.
Bei der täglichen Futtersuche verheddern sich jegliche Fäden
(durch Kleidung z.B., aber auch Haare) sehr schnell um die Füße
und Beine der Tauben. Anfangs noch locker, ziehen sich diese
Fäden zunehmend zu und schnüren die Blutzufuhr ab. Dies führt zu
schlimmsten Verletzungen, oftmals bis zum Absterben von
einzelnen Gliedmaßen. Was für Schmerzen diese Tiere erleiden,
kann man wohl nur erahnen.
Das Leben in den Städten ist für Stadttauben gefährlich. Sog.
Vergrämungsmaßnahmen wie Spikes, Netze, aber auch Klebepasten
führen zu schwersten Verletzungen. Zudem sind diese Maßnahmen,
die das Ziel haben sollen die Tiere fern zu halten, auch nicht
zielführend. Durch die angezüchtete Standorttreue suchen sich
die Tauben in unmittelbarer Nähe neue Plätze.
Stadttauben erreichen durch die widrigen Lebensumstände nur
einen Bruchteil (zwei bis drei Jahre) ihrer eigentlichen
Lebenserwartung (15 Jahre).